NOVUM | THE WORLD OF GRAPHIC DESIGN

Das Handwerkszeug mag bei jedem Designer gleich sein, die Herangehensweise unterscheidet sich jedoch. So sieht sich Katja Peter, die Gründerin des Schweizer Designbüros Visual Dope, besonders bei Brandingprojekten in der Rolle eines Regisseurs. »Ich bauche einen Hauptdarsteller«, erklärt sie, »das ist zum Beispiel eine Bildmarke, hinzu kommt unter Umständen ein Antagonist, etwas, was optisch irritiert. Statisten sind neutrales Material, wie etwa Linien oder Muster und Hintergrundelemente bilden schließlich das, was im Film die Kulisse darstellt.« Sind die Rollen verteilt, beginnt die Gestalterin mit der Inszenierung und wählt aus ihrem Kreativbausatz die richtigen Elemente aus. Diese folgen einer strengen Hierarchie, einige sind Informations-, andere Emotionsträger. Wie im Film ist die Mischung entscheidend und Peter sagt, »die Kompositionen wirken narrativ, ohne daß ich hierfür konkret eine Geschichte brauche und die Anwendungsmöglichkeiten sind unzählig. Langfristig können so verschiedenste Produkte zur Kommunikation erzeugt werden, ohne daß man sich wiederholt und trotzdem bleibt die Wiedererkennbarkeit gewährleistet.«


Auf diese Art widmen sich Katja Peters und ihr dreiköpfiges Team erfolgreich verschiedenen Gestaltungsbereichen, in erster Linie steht Visualdope jedoch für Branding, Konzeption und Illustration. Die Züricher Kreativen sind allerdings in unterschiedlichsten Branchen tätig und zählen Finanzdienstleister, Architekten und den öffentlichen Bereich ebenso zu ihren Auftraggebern, wie Biotechnologiefirmen oder Restaurants. Besonders im Gastronomiebereich vereinen sich ihre Kompetenzen hervorragend, wenn das Erscheinungsbild durch die entsprechende Restaurantgestaltung unterstützt wird. Für das Restaurant Chez Nhan in Zürich entwickelte Visual Dope beispielsweise eine an buddhistische Themen erinnernde Farbwelt aus Gold, Orange und Dunkelrot, die sowohl die Printprodukte als auch die Wandgrafiken im Restaurant prägt. Die Herausvorderung lag laut Peters vor allen Dingen darin, die Optik der Printprodukte, also auch die unterschiedliche Deckkraft metallischer Farben, auf die Wände zu übertragen und Elemente der CI im Raum aufzugreifen, so daß das visuelle Konzept überall erkennbar bleibt.

Das reizvolle Spiel zwischen Räumen und Grafik spiegelt sich auch im Besucherzentrum der Grube Messel wider, das die zum Unesco Weltkulturerbe gehörende Fossilienfundstätte in Darmstadt dokumentiert. Visual Dope war bei diesem Projekt für die Signaletik und die Ausstellungsgrafik zuständig und übertrug die ungewöhnliche Architektur konsequent auf die eigene Formsprache. Die Grafiken sollten sich möglichst selbstverständlich in das Gebäude einfügen und so verzichtete man zum Beispiel auf Schilder. Pictogramme und Beschriftungen wurden direkt mit Schablonen auf den Sichtbeton aufgetragen, wobei eine Lackierung einen raffinierten »nassen« Effekt erzeugte. Egal ob es sich um Geschäftsberichte, Verpackungen, Leitsysteme oder CIs handelt, das Team von Visual Dope versucht, jedes Projekt mit Pragmatismus und Intelligenz anzugehen und Designs zu schaffen, die signifikant und zeitlos sind. »Wirklich gut ist es«, sagen sie, »wenn es in fünfzig Jahren immer noch gut ist.« In der schnellebigen Designszene will das einiges heißen.

www.visualdope.com